Dann will ich nicht zurückstehen und meine Erlebnisse in Le Mans zum Besten geben:
Im Vorfeld war mir aufgefallen, dass Wolfgangs Sauber bedeutend höhere Kurvengeschwindigkeiten in den mittelschnellen Passagen gehen konnte. Also hatte ich am Nachmittag noch einmal das Fahrwerk meines Rennsetups bearbeitet, so weit es mit dem Toyota-Chassis in einem für ein langes Rennen fahrbaren Rahmen blieb. Angenehmer Nebeneffekt war, dass das Auto so mit wenig Sprit etwas einfacher zu fahren war - normalerweise ist der Toyota da ziemlich snappy.
Ein Quali-Setup mit 80% Tape und kürzerem fünften Gang (das Rennsetup war mehr auf Windschattenfahrten ausgelegt) brachte 2mph mehr Topspeed und günstige Voraussetzungen für eine 3:31er Zeit im Qualifying.
So kam es dann auch am Abend, eine mittelprächtige Runde brachte eine knappe 3:31, die gut für die Pole reichte, weil meine direkten Konkurrenten wohl die Nerven nicht so gut im Zaum hatten. Mir zitterten die Hände am meisten in der Aufwärmrunde, als es zur Sache ging, war ich wieder relativ ruhig.
Also von Startposition eins ins Rennen.
Ich wusste, dass ich in Wolfgang einen starken und durch Sauber-Power auf den Geraden auch schnelleren Gegner hatte. Außerdem hatte ich auch Simon auf der Rechnung, der in den bisherigen Rennen der GTP-Serie groß aufgetrumpft war. Beide starteten in meiner unmittelbaren Nähe, also musste ich die ersten Kurvenpassagen mit viel Risiko nehmen, um auch nach der Hunaudiere-Geraden noch in Front zu sein. Allerdings mag das Toyota-Chassis kalte Reifen nicht besonders, es war ein ziemlicher Eiertanz.
Zu meinem Glück ging aber Simon vor der ersten Kurve an Wolfgang vorbei (was ich erst im Replay gesehen habe) und ich konnte etwas Abstand gewinnen, da die beiden mehr mit sich beschäftigt waren. Als bis zur Mulsanne keiner in meinem direkten Windschatten aufgetaucht war, holte ich etwas Luft und wollte anfangen mir das Rennen einzuteilen und einen Rhythmus zu finden. Doch da passierte das unmöglich Geglaubte:
Beim Herausbeschleunigen aus der Mulsanne-Kurve auf die Gerade Richtung Indianapolis zerriss es mir den dritten Gang. Was im Training auf der Strecke nie vorgekommen war, passierte im Rennen nach einer halben Runde.

Also schnell den Vierten rein und weiter ging's. Beim Beschleunigen auf den Geraden machte der fehlende Gang kaum was aus, ich erreichte so ziemlich dieselben Topspeeds wie mit komplettem Getriebe. Aber im Geschlängel im letzten Streckenteil verlor ich im vierten Gang viel Zeit, weil da einfach der Biss fehlte, um das Auto um die Kurven zu drücken. Das größte Problem war jedoch das Bremsen: Wenn man beim Überschalten des fehlenden Gangs zu langsam war oder zu sehr auf dem Gas stand, wurde das Heck äußerst unruhig. Dieser Effekt verstärkte sich mit abnehmender Spritmenge, was gegen Ende des Rennens noch eine Rolle spielen sollte.
Nach ein, zwei Runden Eingewöhnungszeit gelangen mir zumindest 3:35er und 3:34er Zeiten, womit ich meine Gegner vorerst auf Distanz halten konnte. Allerdings musste ich dazu Runde für Runde ans Limit gehen. Außerdem würde Wolfgang, der sich wieder an Simon vorbeigearbeitet hatte, mit der Zeit gewiss stärker werden und mir am Auspuff schnüffeln. Das wollte ich wenigstens so lange wie möglich hinauszögern.
Plötzlich zeigte aber die F2-Anzeige, die ich auf den langen Geraden öfter mal zu einem kurzen Überblick benutzt habe, Wolfgang erst weit hinten in der Liste an. Nun hatte ich beim Trainingsrennen am Montag gelernt, dass dieser Anzeige nicht uneingeschränkt zu trauen ist, als dann aber der "Funkspruch" von Wolfgangs Boxenstopp kam, wusste ich, dass da was passiert sein musste, weil es für einen strategischen Tankstopp noch zu früh im Rennen war.
Fortan brauchte ich mich also "nur" noch auf Pit und Simon zu konzentrieren, deren rundenlangen Zweikampf ich ebenfalls über die Positionsliste verfolgt habe. Stück für Stück konnte ich den Abstand auf meine Verfolger vergrößern, was allerdings mit hohem Einsatz verbunden war. Als ich gegen Ende der 13. Runde durch eine Unkonzentriertheit nach dem Geschlängel vor der S/F-Schikane in spitzem Winkel in die Leitplanke rutschte, nutzte ich das gleich für meinen Boxenstopp, um durch eine eventuell zu behebende Beschädigung nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Allerdings klopfte meine Manschaft über eine halbe Minute lang an meinem Auto herum, womit ich nicht gerechnet hatte. Das würde eng werden nach dem Boxenstopp meiner Verfolger, die nun ein ganzes Stück vor mir fuhren, während ich auf Platz drei wieder auf die Strecke kam. Außerdem fiel mir auf, dass nach dem Crash 2-3mph Topspeed fehlten, zwar nichts Weltbewegendes, aber es war merklich schwieriger, wieder an die alten Rundenzeiten heranzukommen und sich so die Gegner vom Hals zu halten.
Aber ich hatte erneut Glück. Pit war nach seinem Boxenstopp hinter dem direkt vor ihm haltenden Jaguar von Simon eingeklemmt und verlor durchs Zurücksetzen viel Zeit - genug, damit ich wieder vorbeischlüpfen konnte. Der Vorsprung auf Pit betrug eine Runde später ca. 13 Sekunden und blieb in der nächsten Zeit mehr oder weniger konstant. Ich wusste, dass ich mir keine großen Fehler mehr erlauben konnte, weil ich mit dem lädierten Auto aus eigener Kraft an meinen Konkurrenten nicht mehr vorbeigekommen wäre, wenn sie erst mal durch waren.
Die Runde 22 war wohl eine Schicksalsrunde für mich und auch Pit, wie ich im Replay gesehen habe. Ich schloss auf der S/F-Geraden schnell auf Jürgen auf. Der bremste vor T1 unerwartet früh, wollte mich wohl vorbeilassen. Ich schmiss also auch noch vor meinem Bremspunkt den Anker, dachte in diesem Moment nicht an mein Getriebeproblem und das inzwischen wieder ziemlich leichte Auto - und drehte mich weg, direkt in Jürgen hinein. Ihn drehte es, ich stand noch in Fahrtrichtung. Ein kurzes "sry" eingetippt und weiter ging's, denn ich wusste Pit nur 15 Sekunden hinter mir. Allerdings verlor er nur ein paar Kurven später, in Tertre Rouge, seinen zweiten Platz an Simon, wie das Replay zeigt.
Jetzt hatte ich Simon hinter mir, und der war wie immer nicht langsam, fuhr gegen Ende des Rennens seine schnellsten Runden. Aber zu meinem Glück hatte er nicht mehr viel Zeit.
Leider stellten sich in der vorletzten Runde bei mir erste Ermüdungserscheinungen ein. Vor der zweiten Schikane auf der Hunaudiere-Geraden verlor ich das Heck meines Toyotas beim Anbremsen und rumpelte quer über die Curbs. Simon konnte in dieser Runde meinen Vorsprung von 15 auf gut acht Sekunden verringern, ein weiterer solcher Fehler sollte also möglichst nicht passieren. Aber wie das Leben so spielt - letzte Runde, selbe Stelle, gleiches Missgeschick. Glücklicherweise streifte ich diesmal mit dem linken Kotflügel die innere Leitplanke, was einen Dreher verhinderte und den Zeitverlust damit in Grenzen hielt. Andernfalls wäre das Rennen wohl verloren gewesen.
So rettete ich 4,5 Sekunden vor Simon ins Ziel und war froh über diesen für mich glücklichen Ausgang. Auch wenn es an der Spitze nicht ganz so viel Action gab wie bei den Zwei- und Mehrkämpfen im Mittelfeld, war es doch übers ganze Rennen ein ziemlicher Nervenkitzel, da ich wusste, dass mein Gefährt nicht mehr im Vollbesitz seiner Kräfte und ich im Ernstfall leichte Beute war.
Gratulation allen Teilnehmern für ein tolles Rennen, meine besondere Hochachtung den beiden Dominatoren der Consistency-Wertung - das war eine starke Leistung aus dem Mittelfeld heraus, wo doch eher die Spitzenplätze für so was prädestiniert sind!

Kleiner Tipp noch: Zieht euch unbedingt mal das Replay rein!

Die Windschattenschlachten auf den Geraden sind so was von genial anzuschauen, da findet sich vielleicht auch noch das eine oder andere schöne Motiv für unseren Screenshotwettbewerb, der im Übrigen nur noch knapp sechs Tage läuft...
Das nächste Rennen bei RaceSimLegends wird der Grand Prix von Deutschland auf dem Nürburgring in den 65er F1-Boliden sein. Ausführliche Informationen dazu folgen in Kürze.
Ob ich in Spa am Start sein kann, weiß ich noch nicht, da ich Mitte September für zwei Wochen nach Kanada/USA fliege. Ich werd's auf jeden Fall versuchen...
Can