Wolfgang Buthe
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RE: Pressekonferenz und Fahrerinterviews - Sebring 200
Meine Damen und Herren , wir schalten um zu Jochen Mass, der das Gruppe C Sportprototypenrennen von Sebring , Florida für uns live kommentiert hat :
Jochen gibt es Neuigkeiten aus dem Everglades Krankenhaus von unserem Wolfgang Buthe ?
Ja , es gibt Neuigkeiten und die sind zunächst einmal beruhigend. Ich muß zugeben, daß ich bei dem Unfall von Buthe die schlimmsten Befürchtungen hatte . Der Mercedes ist ungebremst in die Reifenstapel gekracht. Der Motor wurde aus der Verankerung gerissen und vom Chassis ist beileibe nicht viel übrig geblieben. Da ich Wolfgang aus gemeinsamen Tagen im Mercedes Testteam gut kenne , habe ich mir wirklich Sorgen gemacht , ob er diesen gewaltigen chrash heil übersteht, aber ein vor wenigen Minuten veröffentlichtes ärztliches Bulletin besagt , keine inneren Verletzungen oder Brüche , aber eine schwere Hirnerschütterung und verschiedene Prellungen an den Extremitäten.
Die Hals- und Lendenwirbelsäule sind stark gestaucht worden. Der Patient sei sehr erschöpft und müsse noch einige Tage im Krankenhaus verweilen !
Wie kam es nun zu diesem schweren Unfall ?
Da Buthe noch nicht befragt werden konnte, kann man dazu nur spekulieren. Es gibt glaubhafte Äusserungen von Streckenposten, die gesehen haben wollen, daß Wolfgang sich schon in T1 versucht hat mit der Hand unter der Brille ans Auge zu fassen. Vermutlich hat er wegen der enormen Temperaturen im Cockpit erheblich geschwitzt und einen Tropfen Schweiß ins Auge bekommen. Das brennt nicht nur , es behindert auch die Sicht für Sekunden, so als wäre man unter Wasser.
der Unfall ereignete sich aber einige Kurven später !?
Vollkommen richtig ! Auch hier gibt es eine weitere Aussage eines Streckenposten. Er habe gesehen , wie Buthe sich seine Brille wieder zurechtrücken wollte und er sei dabei von der Strecke abgekommen.
Es ist zu vermuten , daß er einen Moment völlig sichtbehindert war und so die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hat.
Es war insgesamt kein guter Tag für das Ducati-Daimler Team ?
Das möchte ich mit meinen Beobachtungen bestätigen. Es heißt , das Team habe den gesamten Tag an der Datenverarbeitung und an der elektronischen Steuerung , sprich den heute erforderlichen Computern gearbeitet. Damit hat das Team schon seit geraumer Zeit große Probleme, die auch im letzten Rennen der abgelaufenen Saison zu einem Totalausfall geführt hat.
Trotzdem war Buthe kurz zuvor auf Platz 2 vorgefahren !
Das ist richtig , aber auch diese Position hat er schnell wieder verloren, da er nach Auskunft eines Mechanikers die Funkverbindung zum Team wieder herstellen wollte und einen Moment zu lange mit den Knöpfen und Schaltern im Cockpit zugange war.
Man erkennt deutlich , daß die Nerven blank liegen; früher hätte Wolfgang gewartet, bis er auf der langen Gerade war um solche Spielchen zu machen. Ich kann auch verstehen, daß er die Abstände zu Menzel kontrollieren wollte, nachdem er sehr lange brauchte, um auf der winkeligen Strecke an Pilz-Volmerding vorbeizukommen, aber da fehlt die Abgeklärtheit und Ruhe früherer Tage.
Hätte er überhaupt eine Chance gehabt Menzel noch zu gefährden ?
Nein, zu dem Zeitpunkt unter normalen Umständen nicht mehr !
Aber Buthe ist ein Fahrer , der nie aufgibt und er mußte sich sicher klar werden über die weitere Strategie. Dazu ist schon erforderlich von der Crew über die Abstände informiert zu werden.
Immerhin ist er in den Testfahrten knapp an der 47er Marke vorbeigeschrammt und hatte durchaus den Speed einem nicht enteilten Menzel zu folgen. Dazu kam die mir vom Team mitgeteilte Strategie wesentlich länger bis zum TAnkstop zu warten. Hier hat Buthe schon in früheren rennen gezeigt, daß er den Mercedes mit ungewöhnlich wenig Sprit bewegen kann. Wäre noch ein Fehler von Menzel hinzugekommen, hätte es vielleicht wieder etwas spannender werden können !?
Aus Ihrer Sicht als Rennfahrer , Herr Mass , also nachvollziehbar ?
Sicher ist es immer richtig im Rennen alles für möglich zu halten und zu versuchen, aber ich habe doch den Eindruck Buthe macht zur Zeit zu viele Fehler. Das muß sich schnell ändern, wenn er noch ein Wort in der Meisterschaft mitreden will.
Herr Mass , schönen Dank für Ihren ausführlichen Bericht aus Florida !
Wir hoffen, Sie können in 3 Wochen das Interview wieder direkt mit Herrn Buthe führen und wünschen Ihnen eine gute Zeit bis zum nächsten Rennen !
"Man spürt es, wenn man nach langer Fahrt von der Landstraße abbiegt und den schwarzen Asphalt des Ringes unter den Reifen hat; da ist irgend etwas anders !"
Wolfgang Graf Berghe von Trips
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16.01.2006 19:43 PM |
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